Bekenntnisschulen werden zwar hauptsächlich aus Steuergeldern finanziert, dürfen aber queere Menschen nach Gutdünken diskriminieren. Eine evangelische Schule in NRW beharrt jetzt darauf, dass Homosexuelle als Lehrkräfte inakzeptabel seien.
Eine evangelische Schule in Nordrhein-Westfalen hat in der “Lippischen Landes-Zeitung” (Bezahlartikel) ihr Verbot von nicht-heterosexuellen Lehrkräften verteidigt.
“Ein Veganer-Verein würde auch keinen Mitarbeiter einstellen, der Grillmeister ist und das Grillen liebt”, erklärte Peter Dück, der Geschäftsführer des Christlichen Schulvereins Lippe, der sieben August-Hermann-Francke-Schulen in Detmold, Lage und Lemgo betreibt.
Die Mitarbeitenden müssten sich zu den Glaubensgrundsätzen der Schule bekennen – und diese basierten auf jenen der Evangelischen Allianz, einem besonders queerfeindlichen Netzwerk evangelikaler Christ*innen.
Das Netzwerk gab etwa in der Vergangenheit Ratgeber heraus, wie man das deutsche Teilverbot von “Konversionstherapien” zur “Heilung” von Homosexuellen umgehen könne (queer.de berichtete).
Dück erklärte, dass nach der Meinung der Evangelischen Allianz Gott Mann und Frau für die Ehe erschaffen habe und die “homosexuelle Praxis mit dem Willen Gottes und damit dem biblischen Ethos unvereinbar” sei. “Es passt einfach nicht, wenn man hier arbeitet und homosexuell lebt”, so Dück.
Trotz des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) darf die Bekenntnisschule verhasste Gruppen nach Gutdünken diskriminieren – und wird trotzdem vom Staat reichlich bezuschusst.
In NRW erhalten Privatschulen fast so viel Geld wie öffentliche Schulen. Insgesamt gibt das Land 1,6 Milliarden Euro pro Jahr für diese Förderung aus. Die Steuergelder stammen dabei offensichtlich auch von queeren Menschen.
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes fordert bereits seit Jahren eine AGG-Reform, in der unter anderem auch das Recht der Kirchen auf willkürliche Diskriminierung gestrichen werden soll (queer.de berichtete). Bislang zeigt die Bundesregierung aber keinerlei Interesse an dem Thema.
Bereits in der Vergangenheit haben christliche Schulen in Deutschland queere Menschen offen diskriminiert. So sorgte 2018 ein katholisches Gymnasium in NRW für Schlagzeilen, weil es einem Lehrer nach dessen Coming-out eine Festanstellung verweigerte (queer.de berichtete).
Immerhin hat die katholische Kirche 2022 mit einem neuen Arbeitsrecht die Diskriminierung von queeren Menschen erschwert (queer.de berichtete). Die Evangelische Allianz hält hingegen offenbar an ihrer bedingungslosen Ablehnung von queeren Menschen fest.
Allerdings sieht die Lippische Landeskirche die Verbote ihrer Glaubensgenoss*innen kritisch. Die drittkleinste evangelische Landeskirche, die 2019 die Ehe für Schwule und Lesben geöffnet hatte, warnte davor, Bibelstellen wörtlich zu nehmen: “Es ist nicht angemessen, einzelne Passagen unkritisch auf heutige Lebensfragen zu übertragen. Moderne Herausforderungen lassen sich nicht durch selektives Zitieren von Bibelversen lösen”, erklärte Andreas Mattke, der Landespfarrer für Kirche und Schule.
Das betrifft nicht nur NRW. Die christlichen Kirchen dürfen sich arbeitsrechtliche Diskriminierungen rausgehen, die meiner Meinung nach gegen das Grundgesetz sind.
In meinem Umfeld gibt es mehrere kirchliche Arbeitgeber die aus allen möglichen Gründen diskriminierend denen da großzügige Freiheiten gewährt werden.
Als ich kurzzeitig für ein Krankenhaus der Katholischen Jugendfürsorge gearbeitet habe, musste mein direkter Vorgesetzter bei der Diözese für meinen Character “bürgen” das er mich trotz meines nicht Christ seins einstellen durfte. Und da hätte ich noch Glück gehabt, das sie mich überhaupt anstellen. Unbefristete Arbeitsvertrag gäbe es aber nur für Christen. Das hätten andere Mitarbeiter gelöst indem sie konvertiert wären.
Ein anderer Arbeitgeber in meiner Region ist noch schlimmer. Der kündigt dir das Arbeitsverhältnis wenn du dich scheiden lässt oder ohne Trauschein mit einem Partner zusammen wohnst. 2 Jahrzehnte Betriebszugehörigkeit und leitende Funktion machen da keinen Unterschied.
Bei beiden Arbeitgebern weiß ich von keinem offen queren Mitarbeiter. Beide sind wirtschaftliche Betriebe die genau so bezahlt werden wie weltliche Unternehmen und als soziale Einrichtungen Unterstützung durch öffentliche Mittel bekommen.
Ich habe mich mal auf eine Stelle in der Verwaltung bei einem kirchlichen Arbeitgeber beworben, weil das halt hier nach dem Staat der größte Arbeitgeber ist. Das Gespräch lief gut, bis dem Typen aufgefallen ist, dass ich „Partner“ statt „Freundin“ sage, wenn ich über Beziehungen spreche. Ich kann’s natürlich nicht beweisen, aber ich bin mir relativ sicher, dass das ein wichtiger Grund für das Ablehnen der Bewerbung war. Vor deren Kirchen hängen übrigens Regenbogenflaggen (also zumindest in der Stadt, in den Dörfern drum rum nicht)