Moin!

Ich habe endlich eine neue Stelle gefunden! Hurra! Das Unternehmen, bei dem ich im September anfange, ist tariflich gebunden. Es ist ein Großhandelsunternehmen, d.h. der Tarif wird mit der Ver.di ausgehandelt (wenn ich da salles richtig verstanden habe).

Jetzt überlege ich beizutreten, einfach so aus Arbeitnehmer:innen-Solidarität. Dabei höre ich von allen Gewerkschaften am wenigsten Gutes über die Verdi. Habt ihr andere oder ähnliche Erfahrungen gemacht oder gibt es eine Alternativ-Gewerkschaft, bei der ich Mitglied werden könnte und falls ja, lohnt das angesichts des Tarifeinheitsgesetzes?

Vielen Dank für eure Einblicke!

  • SirSamuelVimes@feddit.de
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    1 year ago

    Gewerkschaft ist’s Beste.

    Aber die Verdi ist halt lange noch nicht so stark wie sie sein müsste. Dies liegt vor allem an den Mitgliedern, denn die müssen den Arsch hochbekommen und endlich kämpfen.

    Den Metallern fällt das gewohnheitsmäßig leichter.

    €: was ich noch dazu sagen möchte: Gewerkschaft ist nicht gleich Gewerkschaft. Jede Belegschaft, jeder Ortsvorstand, jedes Bundesland ist anders. Wenns einem nicht gefällt, hat man zwei Optionen: Austreten oder Ändern. Ich empfehle letzteres! :)

    • gabelstapler@feddit.de
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      1 year ago

      Den Metallern fällt das gewohnheitsmäßig leichter.

      Auch nicht mehr. Die Streikkassen sind zum Platzen voll, trotzdem knickt man schnell ein und lässt sich lieber über den Tisch ziehen.

      • SirSamuelVimes@feddit.de
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        1 year ago

        Ja, die “8” Prozent waren eigentlich 2 x 4%, also eine deutliche Verzögerung zur Gier-getriebenen Inflation durch die Konzerne. Hier hätte man auch deutlicher die Ursache bekämpfen können und die Übergewinnsteuer festmachen sollen.

      • A2PKXG@feddit.de
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        1 year ago

        Die Löhne sind doch schon hoch. Was sollen die Metaller groß streiken? Damit die Autobranche noch schneller einpackt? Von Ausbeutung kann definitiv keine Rede sein.

  • tryptaminev 🇵🇸 🇺🇦 🇪🇺@feddit.de
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    1 year ago

    Ich bin bei Verdi nach der letzten Verhandlung ausgetreten. Erst auf kämpferisch zu machen, um dann einen schlechten Kompromiss gegenüber den Mitglieder zu bewerben, riecht für mich zu sehr nach Klüngel in die Politik und Wirtschaft.

    Ich werde mich nach meiner nächsten Probezeit in der FAU engagieren. Die ist noch lange nicht etabliert, aber zeigt tatsächlich Aktion. Es erzeugt auch Druck auf Verdi, sich mal wieder zu engagieren und nicht nur ritualisiert Arbeitskampf zu spielen.

  • mischk@discuss.tchncs.de
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    1 year ago

    Bin selber in einer Gewerkschaft aktiv. Oft ist es so, dass sich zu wenige überhaupt in der Gewerkschaft einbringen. Dann haben halt die das Sagen, die irgendwelche Funktionen/Ämter übernehmen. Gewerkschaften sind in Deutschland demokratisch organisiert, man muss aber auch seine demokratischen Rechte wahrnehmen um mitzubestimmen. Oder man lässt das halt Andere machen, die machen dann aber nicht unbedingt so, wie man es selber will. Tarifkommissionen werden zB gewählt und du kannst dich zur Wahl stellen. Als Mitglied der Tarifkommission bist du direkt an den Entscheidungen beteiligt und kriegst auch mit, wie die Kompromisse zustande kommen. In Gewerkschaften gibt es noch weitere Wahlämter in Abteilungen oder Fachbereichen, wo man sich politisch oder ganz praktisch einbringen kann. Just do it.

    Wenn in deinem Betrieb ver.di den Tarifvertrag verhandelt, macht es Sinn zu ver.di zu gehen. Mit einer weiteren Gewerkschaft zu versuchen Einfluss zu nehmen würde eher als schwieriger einschätzen, da du ohne breite Basis wenig erreichen wirst.

    FAU geht mitunter andere Wege aber auch hier gilt: Gewerkschaftsmacht wird durch (aktive) Mitglieder aufgebaut.

    Letztlich stärkt aber auch die reine Mitgliedschaft die Verhandlungsmacht deiner Gewerkschaft. Außerdem bieten viele Gewerkschaften wertvolle Leistungen an, allein der Rechtsschutz kann goldwert sein.

  • JohnnyGotHisLaptop@feddit.de
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    1 year ago

    Man sollte immer einer Gewerkschaft beitreten. Allein schon, weil man dann mit individuellen Probleme am Arbeitsplatz nicht allein gelassen wird. Aber natürlich ist der Sinn und Zweck von Gewerkschaften die Verbesserung der kollektiven Arbeits- und Lebensverhältnisse. Gewerkschaften können natürlich nur so viel Macht haben, wie sie (aktive) Mitglieder haben. Es ist halt schizophren sich zu beschweren, dass Gewerkschaften zu wenig erreichen, wenn man in keiner ist.

    Zur Frage welcher Gewerkschaft gibt es in den meisten Branchen hauptsächlich 2 Optionen:

    Die DGB Einzelgewerkschaft wie ver.di oder die FAU.

    Der DGB ist natürlich recht groß (gerade in Großbetrieben) und in einigen Branchen auch recht stark. Dafür ist er manchmal wenig kämpferisch und es gibt teilweise wenig Möglichkeiten sich aktiv einzubringen und mitzugestalten. Das hängt aber stark von der Branche und den lokalen Gegebenheiten ab.

    Die FAU hingegen ist erst in letzter Zeit zu einer Alternative geworden und deutlich kleiner. Dafür mit einer viel höheren Aktivenquote und mehr Möglichkeiten aktiv mitzuarbeiten. Auch da gibt es lokale Unterschiede. Während die FAU in Leipzig und Berlin ziemlich gut aufgestellt ist, gibt es z.B. in Bremen gar keine lokale FAU Gewerkschaft. Die FAU hat als Schwerpunkt eher prekäre migrantische Arbeiter und Lieferdienste und kleinere Betriebe.

    Für wen man sich entscheidet, hängt mMn von Betrieb, Branche, politischer Sympathie und des Bedarfs an Eigenengagement ab.

  • ZuriMuri@discuss.tchncs.de
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    1 year ago

    Das meiste ist schon gesagt wurden. Evt. noch ein Hinweis: schau dir an, wie „organisiert“ dein aktueller Arbeitsbereich ist und was bereits erreicht wurde. Deine Mitgliedschaft nützt dir wenig, wenn bei einer Mobilmachung 5/100 Leuten nicht arbeiten gehen. Horch dich demnach erst mal um, wie groß der Anteil Mitglieder ist und entscheide dann, ob es sich lohnt. In der Logistik würde ich aber von einer hohen Mitglieder-Zahl ausgehen…

  • artifix@feddit.de
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    1 year ago

    Ich stehe gerade ziemlich auf Kriegsfuß mit der Verd.di. Wurde in meiner Ausbildung mit ziemlich dubiosen Mitteln an Bord geholt und bei einem Austritt wird hart auf das Gewissen eingeredet. Ich hatte das Gefühl in einem geschlossenen hierarchischen System zu sein, in dem ich als “Normalo” keine Stimme habe. Der Streik wurde größtenteils ideologisch geführt, ganz nach dem Motto: “Wir wollen es so, aber der Arbeitgeber nicht, also streiken wir.” Selbst wenn der AG großzügig zuvor kommen wollte, wurde im Namen der Mitglieder abgelehnt und noch mehr verlangt. Was übrig bleibt ist meistens ein Haufen Scherben, auf dem die Arbeitnehmer sitzen bleiben. Dafür 1% von meinem Bruttogehalt einzukassieren ist einfach bodenlos, ich bin da raus.

    Ich muss aber auch sagen, es gibt teilweise heftige Unterschiede je nach Firma und Standort. Es kann bei dir also ganz anders sein, habe teilweise auch Gutes gehört und prinzipiell finde ich Gewerkschaften sehr wichtig. Bei der Ver.di habe ich jedoch das Gefühl, dass der Kontakt zum Fußvolk verloren gegangen ist. Eine Alternative kann theoretisch gewählt werden, aber in der Realität verballtert die Ver.di gerade in diesen Zeiten alles Budget für den Wahlkampf und sackt entsprechend die Anteile ein.

    • SirSamuelVimes@feddit.de
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      1 year ago

      Moment, wie kann eure Tarifkommission etwas durchsetzen, was die Belegschaft nicht will? Über Verhandlung und Vorschläge muss jeweils abgestimmt werden.

      • artifix@feddit.de
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        1 year ago

        Vermutlich liegt es and der geringen Beteiligung, wie man aus den Kommentaren hier herausliest. Es wäre tatsächlich nachhaltiger gewesen mich zu beteiligen und den Tarif mitzugestalten, aber dazu fehlt mir schlichtweg die Zeit und ich habe ehrlich gesagt auch kein Interesse daran Politik auf der Arbeit zu machen. Ich hab Bock auf meinen Job, die Rahmenbedingungen sind für mich Zweitrangig. Im Betriebsrat und Gewerkschaftsvorstand herrscht jedoch eine dauerhafte Unzufriedenheit, die ich nicht nachvollziehen kann. Spätestens nach den Tarifverhandlungen sind alle betroffen und spaltet die Arbeitnehmer, so mein Gefühl.